In der Sommersaison 2023 arbeitete ich als Rettungsschwimmerin bei den Stuttgarter Bäder
Für diesen Job habe ich die Ausbildung Rettungsschwimmer Silber bei der Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft e.V., kurz DLRG gemacht.
Dazu gehört auch einen Erste-Hilfe-Kurs zu absolvieren, um nach der theoretischen und praktischen Prüfung die Qualifikation als Rettungsschwimmerin zu erhalten.
Der Job als Rettungsschwimner
Die Arbeit als Aufsicht, wo es um nichts anderes geht, als die Sicherheit der Gäste zu gewährleisten, ist eine ziemlich anspruchsvolle Arbeit.
Denn was muss derjenige oder diejenige leisten können? Ich fasse es mal in Stichpunkte zusammen:
- Frühes Aufstehen, da Arbeitsbeginn der Frühschicht um 6:00 oder 6:30 Uhr
- Lange stehen und lange laufen können. 9 Stunden ist man mindestens auf den Beinen
- Ununterbrochene Aufmerksamkeit auf die Gäste im Wasser: wenn jemand ertrinkt, gibt es keine Hilferufe, sondern es passiert still. Das muss man checken und schnell reagieren können
- Körperliche Fitness: Du musst einen Menschen aus dem Wasser ziehen können. Notfalls alleine. Dazu gehört Technik und Muskelkraft
- Social-Skills: der Umgang mit den Badegästen muss gekonnt sein. Wann ist bei wem Strenge und wann ist bei wem Fürsorge und Verständnis angebracht?

So lustig es auch klingt. In diesem Job ist ein ruhiger, langweiliger Tag, ein guter Tag.
Denn das bedeutet, dass niemand ertrunken oder sich verletzt hat.
In der Sommersaison ist es meistens sehr heiß und du musst in Uniform ständig rumlaufen und deine Aufmerksamkeit auf das Geschehen im Wasser darfst du die ganze Schicht über nicht vernachlässigen.
Und im Falle eines Falles, musst du schnell und gekonnt reagieren und agieren können.

Nebenbei bist du natürlich Ansprechperson für die Badegäste und all diese Aufgaben, in Uniform, in der Hitze, in einem Ambiente, wo andere Urlaub machen, sind die eines Rettungsschwimmers.
Dass ich am Tag auf über 20K Schritte gekommen bin, war keine Seltenheit. Das sind so umgerechnet ca. 12 Kilometer.
Hab den Job gerne gemacht.
Eine Begebenheit am Familienbecken im Höhenfreibad Killesberg
Ich habe viele schöne Erinnerungen an die Zeit. Aber auch gibt es die ein oder andere Begebenheit, die mich doch nachdenklich sein lassen.
Eine Begebenheit möchte ich hier erzählen.
Es war ein sehr schöner, heißer, sonniger Badetag.
Ich war für das Familienbecken eingeteilt.
Die Wiese war voller Badegäste.
Es wimmelte so von Kindern. Es ist laut, wuselig, es wird gespielt, gerannt, gelacht, gerufen.
Das Familienbecken ist wohl das anspruchsvollste von allen Becken, das zu beaufsichtigen ist.
Ich ging meine Route um das Becken.
Es war Nachmittag.
Das Schwimmbecken einen schrägen Boden. Es hat also einen tieferen Bereich, der zu den Treppen hin flacher wird.
Kleinkindern ist es nicht möglich im tieferen Bereich zu stehen.
Ich ging gerade am tieferen Beckenbereich entlang, als ich einen kleinen Bub sehe, der sich am Rand festhielt und entlang hangelte.
Der Junge war vielleicht 3 Jahre alt.
Ich nahm Kontakt mit ihm auf und redete mit ihm.
Freundlich und fein sagte ich dem Bub, dass wir jetzt mal gemeinsam zum flachen Wasser gehen und dann seine Mama suchen werden.
Und dann hangelte er sich unter meiner Aufsicht am Beckenrand entlang bis wir im flachen Wasser bei den Treppen angekommen sind.
Der Bub so goldisch. Ich hätte ihn direkt mitnehmen können 🙂 Ein süßer, kleiner, unschuldiger Bub, der die Welt entdecken will.
Es dauerte nicht lange, da kam auf einmal eine junge Dame auf uns zu und rief den Bub von weitem schon zu, was er denn jetzt schon wieder angestellt hätte?
In diesem Moment dachte ich, ich höre nicht richtig.
Aber sie machte weiter und hörte nicht auf den Jungen zu beschimpfen.
Mir platzte innerlich der Kragen!
Und parallel dachte ich: „Was stimmt nicht mit dieser Frau?“
Bevor ich das Wort ergriff, musste ich mich beruhigen.
Dann sagte ich zu ihr:“Wenn jemand hier etwas falsch gemacht hat, dann ist das ganz bestimmt nicht der Junge hier.“
Ich führte fort:“Sie haben ihre Aufsichtspflicht verletzt. Der Junge kann nicht schwimmen und war alleine im Becken. Wo waren Sie?“
Die Frau guckte mich baff an. Ihr Blick gab mir zu verstehen, dass sie ihrer Verantwortung in diesem Fall überhaupt nicht bewusst ist.
Ich ging davon aus, dass sie die Mutter war. Doch sie machte schnell klar, dass sie nur die Betreuerin sei und dass sie gerade mit einer Gruppe von dem Waldheim hier wären.
Ich klärte sie auf, dass es die Pflicht der Erziehungsberechtigten ist, mit dem Kind im Becken zu sein, solange das Kind so klein ist und nicht schwimmen kann.
Ich sagte auch weiter, dass ich bei dem nächsten mal berechtigt bin ein Hausverbot auszusprechen.
Und fragte sie, was sie denn machen würde, wenn der Junge ertrunken wäre?
Die Frau sagte nicht mehr viel. Sie drehte sich um, ging zu ihrer Gruppe und wenig später sah ich sie auch schon, wie sie aufbrachen und gingen.
Für mich bleibt die Frage: wenn das wirklich Betreuer von einem Kinderheim waren, was bitte schön passiert da in diesen Heimen noch so alles, wofür das Kind angeschnauzt und schlecht behandelt wird, obwohl die Schuld auf das Konto des Betreuers geht?
Am liebsten hätte ich den kleinen Bub direkt zu mir genommen….
In diesem Job konnte ich über Monate diverse sozialwissenschaftliche Beobachtungen machen.

Dunkle Seite 😦
Leider gibt es auch eine dunkle Seite. Ich musste einen Mitarbeiter wegen sexueller Belästigung anzeigen und es sind noch ein paar Dinge vorgefallen, die ich gerne geschützt und nur den relevanten Personen schildere.
Dazu gibt es den geschützten Beitrag
Geschützt: The Dark Side – Mein Job als Rettungsschwimmerin bei den Stuttgarter Bäder
