Nordisches Modell – Teil 2 Online Bundeskonferenz zur Evaluation 2025 des ProstSchG

Wie lief die Online Bundeskonferenz des Bundesverbands Nordisches Modell ab?

Am Montag, den 28.07.2025 fand um 18 Uhr Deutsche Zeit, die Bundesweite Onlinekonferenz statt. Das Thema war der aktuell herausgebrachte Bericht zur Evaluierung des Prostituiertenschutzgesetzes.

Pünktlich um 18 Uhr ging der öffentliche Online-Zoom los. Solche Zooms sind mir ganz vertraut und erinnern mich an die Zeit der Bündnisgründung, als wir, die Nordic Models, uns regelmäßig intensiv und produktiv über die wichtigen Themen der Sklaverei, Pornografie und Prostitution ausgetauscht haben.

Oh man! Das war keine einfache Sache, sag ich euch! Denn Feministen, ob Mann oder Frau, kann man nicht unter einen Hut scheren. Da gibt es viele Strömungen.

Evaluation – Das ganze Feld im Blick – also auch das Dunkelfeld (v.l.n.r.: Bianca Marx, Technik, Gunda Rosenauer, Maria Jordan, Marie Kaltenbach)

Die Begrüßung und Einleitung machte Herr … vom Ludwigsburger Bündnis gegen Menschenhandel.

BTW seit 2020 nutze ich so oft den Begriff Menschenhandel, dass er sich schon ganz normal für mich anhört. Ich kenne mich wohl nun besser mit der Materie aus als viele andere, die ich liebevoll „Normalos“ nenne und dieses polarisierende und erschreckende Thema erschreckt mich nicht, sondern, wenn ich darüber spreche, ist es, als würde ich am Kern der Zeit arbeiten, weil ich das Kernproblem unserer Zeit und das der Demokratie benenne und mich damit auseinandersetze.

Jörg Maihoff (Keb) vom Ludwigsburger Bündnis gegen Menschenhandel eröffnet als Bündnispartner die Online Bundeskonferenz des Bundesverbands Nordisches Modell (v.l.n.r.: Joerg Maihoff, Gunda Rosenauer, Maria Jordan, Marie Keltenbach)

Und auch fühle ich eine Wärme mich mit den anderen Aktivisten auszutauschen. Es ist so extrem wohltuend, dass da Leute sind, die sich genauso und noch mehr intensiv mit diesem Kernthema, des Menschenhandels, beschäftigen und hier an Lösungen arbeiten.

Wenn das nicht echte, operative Liebe für uns Menschen ist, was ist es dann?

Nachfolgend lesen Sie stichpunktartig einen Teil der Online-Bundeskonferenz, die doch tatsächlich sehr kurzweilig war.

Bermerkungen von Frau Marie Kaltenbach, Erziehungswissenschaftlerin

Die Erziehungswissenschaftlerin vom Institut Tübingen und Bündnispartnerin NM Frau Marie Kaltenbach, M.A. lässt uns an ihrer Expertise teilhaben (v.o.n.u.: Athanassia Vassiliadis, Bianca Marx, Joerg Maihoff)

Evaluation des Prostituiertenschutzgesetzes in Deutschland: meine Stichpunkte zu den Bemerkungen von Frau Marie Kaltenbach, Erziehungswissenschaftlerin:

  • 800 Seiten lang, aber mit wenig belastbaren Zahlen
  • unkritischer Umgang mit der Thematik
  • hohe Rücklaufquote der Befragten
  • es wurden nicht oder zu wenig die betreffenden Gruppen befragt
  • es wurden Gruppen befragt, die zu der Thematik keine Aussagekraft liefern können
  • zu wenig belastbare Zahlen über Situation
Die Erziehungswissenschaftlerin vom Institut Tübingen und Bündnispartnerin NM Frau Marie Kaltenbach, M.A. lässt uns an ihrer Expertise teilhaben (v.o.n.u.: Marie Kaltenbach, Athanassie Vassiliadis)

DER HINTERGRUND – Evaluation des Prostituiertenschutzgesetzes in Deutschland, von Frau Marie Kaltenbach, Erziehungswissenschaftlerin

  • Paragaph 38 ProstSchG sieht Evaluation vor
  • Durchführung durch das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN)
  • Forschungszeitraum 01.07.2022 – 01.04.2025
  • Abschlussbericht und 2 Begleitgutachten
  • Wirkung und Wirksamkeit des ProstSchG
  • Retrospektive Gesetzesfolgenabschätzung
Die Erziehungswissenschaftlerin vom Institut Tübingen und Bündnispartnerin NM Marie Kaltenbach, M.A. lässt uns an ihrer Expertise teilhaben

BEMERKUNG 1 – Evaluation des Prostituiertenschutzgesetzes in Deutschland

Forschen im Feld der Prostitution

  • Feld der Prostitution als Herausforderung für sozialwissenschaftliche Forschung (vgl. Ruhne 2008, Wege 2021)
  • schwer zu erreichende Zielgruppe
  • Erschwertes Sprechen über Lebenssituation
  • Geschlossenheit des Feldes

Bemerkungen von Herrn Dr. Jakob Drobnik

Herr Dr. Drobnik lehrt an der Universität Erfurt und arbeitet beim Deutschen Institut für angewandte Kriminalanalyse mit https://www.diaka.org/

Seine Expertise zur Umsetzung bzw. Methodologie der Evaluation ist somit adäquat zum KFN und ernstzunehmen.

Dr. Jakob Drobnik (Universität Erfurt) vom Deutschen Institut für angewandte Kriminalitätsanalyse (Diaka.org) untersuchte den Evaluationsbericht und lässt uns an seiner Analyse teilhaben (v.o.n.u.: Dr. Jakob Drobnik, Athanassia Vassiliadis)

Die Art der Ausgestaltung und die Umsetzung der differenzierten Methodologie des Evaluationsberichts, erscheint als Apologie der Wirkungskraft des Prostituiertenschutzgesetzes

Anstelle einer unabhängigen, wissenschaftliche kritischen Auseinandersetzung mit der Realität des Betrachtungsgegenstandes

Pfeil links

Der Bericht ist voreingenommen und sucht nach einer praktischen Bestätigung seiner theoretischen Annahmen zu erreichen

Pfeil rechts

Prostitution als Arbeit zu vermitteln, bzw. als Tätigkeit wie jede andere, obwohl der Gesetzgeber von einem „Beruf nicht wie jeder anderer“spricht – dies aufgrund der mit der Prostitutionsausübung verbundenen hohen Verletzungs der Rechtsgüter der Prostituierten.

Dr. Jakob Drobnik (Universität Erfurt) vom Deutschen Institut für angewandte Kriminalitätsanalyse (Diaka.org) untersuchte den Evaluationsbericht und lässt uns an seiner Analyse teilhaben (v.o.n.u.:Marie Kaltenbach, Joerg Maihoff,Athanassia Vassiliadis)

Kritik der praktischen Umsetzung der Evaluationsmethodologie des Prostituiertenschutzgesetzes in der „Evaluation des Gesetzes zur Regulierung des Prostitutionsgewerbes sowie zum Schutz von in der Prostitution tätigen Personen

Meine Stichpunkte zu den Bemerkungen von Herrn Dr. Dobrink:

  • es wurde sich nicht auf den Kern konzentriert
  • diese Evaluation ist nach Prüfung keine Evaluation
Von links oben nach rechtsunten: Dr. Jakob Dobrink, Joerg Maihoff, Frank Heinrich, Kerstin Zielosko, Althea-Maria Papoulias Vienna, Inge Bell, Karin Köhler-Illg

Bemerkung von Manuela Schon, Aktivistin, Buchautorin, Wissenschaftlerin

Von oben links nach unten rechts: Manuela Schon, Joerg Maihoff, Caroline Sander, Dr. Jakob Dobrink, Michael Möller, Dr. Karlin Stark, Wolf Buelles, Barbara Schmid – Diaka, Kim Kairis, Valentin Klöppel, Simone Kleinert – Bundesverband Nordisches Modell, Heinz Löw, Petra Bermes, Silvia Vorhauer

Mit Manuela Schon aus Wiesbaden https://manuela-schon.de/ haben wir in Deutschland eine absolute Expertin zum Thema Prostitution. Es war also nur klar, dass das was sie zur Evaluation zu sagen hat, viel Futter ist. Ich habe mir einen von den vielen ihrer Punkten notiert:

  • die paar Frauen, die im Rahmen dieser Evaluation interviewt wurden, wurden nur 30 Minuten lang interviewt. Hingegen wurden Behördenmitarbeiter udn Polizei 1,5 Stunden lang interviewt.

Da frage ich mich: Hatten die Interviewer so große Angst vor den Frauen in der Prostitution?

Von oben links nach unten rechts: Dr. Jakob Drobnik, Caroline Sander, Manuela Schon, Michael Möller, Terra, Wolf Buelles, Valentin Klöppel, Simone Kleinert – Bundesverband Nordisches Modell, Heinz Löw, Petra Bermes, Birgitt Pfeiffer, Cornelia Bethke, Kerstin Neuhaus, Andrea Gisler

Bermerkung von Marlene vom Netzwerk Ella, dem Netzwerk von Frauen aus und in der Prostitution

Von oben links nach unten rechts: Frank Heinrich, Gunda Rosenauer, Marlene (Netzwerk Ella), Athanassia Vassiliadis, Bianca Marx – Sponection, Joerg Maihoff, Caroline Sander, Maria Jordan, Marie Kaltenbach

Stichpunkte zu den Bemerkungen von Marlene vom Netzwerk Ella https://netzwerk-ella.de/ , das Netzwerk von Frauen aus und in der Prostitution und somit für mich die wichtigste Bemerkung über diese Evaluation:

  • Misstrauensverhältnis in der Prostitution ist groß, deshalb ist die Datenerhebung so schwer
  • Überwachung: die Frauen werden von ihren Zuhältern überwacht, via Handy, via Beobachtung, etc.
  • Frauen werden isoliert: Zuhälter, also die kriminellen Arschlöcher, wollen natürlich nicht, dass die Frau Informationen weitergibt. Es ist den Frauen verboten zu reden. Das wird mit Gewaltandrohung unterfüttert
  • Rivalitäten: Frauen werden untereinander zu Rivalen und geben somit auch keine Informationen weiter

Bermerkungen von Maria Jordan

Maria Jordan engagiert sich bei Solwodi https://www.solwodi.de/seite/353240/aachen.html

Frau Jordan arbeitet für den Verein Solwodi, der vor Jahrzehnten von der lieben Powerfrau Schwester Lea Ackermann (Rest In Peace) gegründet wurde. Der Verein hat eine sehr schöne umfangreiche Datensammlung und gibt uns mit einem jährlichen Bericht immer einen guten Überblick. Natürlich war Frau Mierschners Bermerkung dementsprechend ausführlich und umfangreich.

Meine Stichpunkte:

  • niederschwellige Aufsucharbeit im Raum Aachen
  • Bordellbesuche sehr herausfordernd
  • Im Jahr2024 verzeichnen sie 324 Erstkontakte mit Frauen aus 22 Ländern. Spitzenreiter: Rumänien, Bulgarien, Albanien
  • Frauen haben sehr hohen finanziellen Druck (Schulden, Aufnahme bei Krankenkasse)

Mehr zu der Arbeit von Solwodi über den oben genannten Link

Bermerkung von Frau Adele Mieschner

Frau Mieschner ist seit Jahren ehrenamtlich bei Sisters e.V. engagiert https://sisters-ev.de/

Der Verein Sisters e.V. begleitet Frauen bei ihrem Aussteig aus der Prostitution und Reintegration in das normale Gesellschaftsleben. Der Verein hat in ganz Deutschland Ortsgruppen und somit eine einschlägige Übersicht und Durchsicht, was die Lage in der Prostitution in Deutschland betrifft.

Frau Mieschner kann die Ausführungen von Frau Jordan bestätigen und fügt hinzu, dass die Befragung über einen Online-Fragebogen sehr schwierig war, da er wohl für die Personengruppe nicht richtig ausgelegt wurde. Sie nannte ein paar Beispiele.

Von oben rechts nach unten links: Maria Jordan, Gunda Rosenauer, Adele Mieschner, AG,4m1T, Sina Tonk TDF, Kerstin Schmitt – Windrose e.V., Gisela Wiederschein, B.Stout, Ana-Moll-Keb, Ruben Möbius, Marieluise Meier-Scholz, Kerstin Zielosko, Althea-Maria Papoulias Vienna, Inge Bell,Karin Köhler-Illg, Dr. Margot D. Kreuzer, Christoph, ING Büro

Die nächsten Termine

Die nächsten Schritte

Konferenz mit Prof. Dr. Tillman Bartsch (Leiter der Evaluation) im Herbst?

  • 01.09.2025 – Tagung mit KFN um 19 Uhr in Göttingen
  • 25.09.2025 – Veranstaltung von GGMH in Berlin zur Evaluation
  • 06.11.2025 – Fachtagung des BVNM: Umsteuern in der Prostitution in Berlin

Zugriff auf Konferenzbeiträge über www.ggmh.de und www.buendnisludwigsburg.de

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..