Ja. Als Befürworterin des Nordischen Modells, befürworte ich auch feministische Pornos.
Grundsätzliches über Pornos
Okay, grundsätzlich – also überhaupt – vor allem, sage ich, dass Porno, egal welcher Art, eine Illusion ist, die keine gute Wirkung auf uns hat. Dieses „ich schaue mir im Fernsehen zwei Menschen an, die das Intimste miteinander machen, was Menschen miteinander machen können, hat einen Effekt auf uns, der sich in völlig unkalkulierbarer Weise auf uns selbst, auf unseren Partner, auf unsere Beziehungen, auf unsere Familie und auf unsere Zukunft auswirken wird. Ja, ich spreche davon, dass es passieren WIRD und nicht von KANN.
Je nach dem, wie tief und wie stark wir mit Pornografie involviert sind, schlägt es entsprechend starke Wellen im eigenen Leben und im eigenen Netzwerk aus. Warum das so ist? Na, zum einen hat Porno seine eigene Dynamik und zum anderen hat jeder und jede TeilnehmerIn eine eigene Dynamik.
- Wie wirkt es auf mich, wenn ich einen Porno mache?
- Wie wirkt es auf meinen Partner auf meine Partnerin?
- Was sagen andere dazu?
- Wie agieren und reagieren Männer auf mich?
- Welche Storys werden über mich erfunden?

Die Liste der Wirkungen ist lang und vorab überhaupt nicht einschätzbar.
Grundsätzlich würde ich also dazu tendieren, keine Pornografie zu betreiben. Mindestens die Pornografie aus dem Internet zu verbannen. Komplett. D.h. keinen Geschlechtsverkehr, keinen Akt mit Geschlechtsorganen im Internet zulassen.
Warum aber nun feministische Pornos befürworten?
Wer sich mal ein bisschen mit Pornografie im Internet befasst (sehr eloquent ausgedrückt, gelle) der / die wird feststellen, dass es nun seit über 30 Jahren Pornos im Internet gibt und weiter wird der / die feststellen, dass es immer Männer sind, die das Angebot 1. bestimmen, also maßgeblich prägen und 2. produzieren.
Da das Porno-Angebot eben von den Vorlieben der Männer abhängt, wird der Pornomarkt seit über 30 Jahren mit Content befüllt, der nur den männlichen Zuschauern zusagt. In diesen Filmen werden Frauen meistens unterdrückt, schlecht behandelt (ich meine nicht das Spanken) und es werden noch so viele andere Dinge gezeigt, die keine Frau im Normalfall mit sich machen lassen würde oder sollte. Und wenn doch, würde sie es nicht aller Welt zeigen wollen. Sex ist das Intimste und es sollte so behandelt werden.
Der IST-Stand ist also, dass wir mit einem Pornomarkt leben, der Unterdrückung und Schlechtbehandlung der Frau als normal und okay vermittelt. Kinder, Jugendliche schauen sich das nun schon seit Jahren an.
Ich weiss nicht … haben Sie mal Pause von Ihrem Job machen und mal schauen können, wie Jugendliche heute über Sex reden und wie Männer mit Frauen umgehen?
TV und Internet sind heute unsere Lehrer
Die Top of the Top Unternehmer der Welt propagieren, dass jeder und jede heute so viel for free aus dem Internt lernen kann. Naja, das gilt auch in Sachen Sexualität. Und Pornos sind die treibende Kraft für vieles im Internet.
Dass Kinder, junge Erwachsene, wir alle viele Ideen für Sex aus dem Internet ziehen wird auch dadurch befeuert, dass wir mit unseren Kindern nicht über Sexualität und Beziehung reden.
Überhaupt fehlt es in unserer Welt, der ach so tollen Digitalisierung an Raum für Menschlichkeit, also fürs Mensch sein. Zum Beispiel wo Eltern mit ihren Kids entspannt über Themen reden können. Natürlich sind intime Themen nicht leicht anzusprechen. Viele machen es garnicht. Oder sie überlassen es dem Zufall oder der Schule oder dem Internet, was fatal ist. Ein großer Fehler. Die Aufklärung über Sexualität und Beziehung, also im Kontext der Zwischenmenschlichkeit, sollten vor allem die Eltern übernehmen. Klar, Lehrer können über die Biologie aufklären.
Über Zwischenmenschlichkeit lernt man auch im Religions- oder Ethikunterricht. Aber wenn es darum geht, dass die Tochter oder Sohn sich für eine Beziehung mit jemanden interessieren, dann braucht es Eltern-Support. Das sollte überhaupt nicht zur Debatte stehen.
Nun, wenn der aktuelle Stand der ist, dass wir zum überwiegenden Teil frauenverachtende Pornos frei zugänglich 24/7 für jeden haben, dann ist wohl klar was das die jungen Leute lehrt:
- Frauen verachten
- Sex als Machtinstrument lehren
- Sex als schmutzig lehren
- Sex als Unterdrückung für die Frau lehren
- Sex als Trieb befriedigende Maßnahme, mehr nicht, lehren
Das läuft seit Jahrzehnten ab und es ist eine Katastrophe!
Denn Sex ist alles andere als die oben genannten Punkte. Es ist Austausch zwischen zwei Menschen, die sich sehr gerne haben oder sich sehr gerne etwas Gutes tun. Es ist eine tolle Weise, wie sich Menschen gegenseitig mit Respekt und Vertrauen bereichern können. Und das sollte auch so vermittelt werden.
Feministische Pornos vermitteln die helle Seite der Sexualität
Wir brauchen dringend eine Gegenoffensive.
Wir brauchen Pornos, die genau das zeigen, was all die Pornos der letzten Jahrzehnte nicht zeigen. Nämlich auch und vor allem der respektvolle Umgang zwischen Mann und Frau.
Feministische Pornos zeigen Einvernehmlichkeit, Leidenschaft und vermitteln den Sex als etwas Wert schätzendes für beide Geschlechter. Davon bin ich überzeugt. Und auch bin ich davon überzeugt, dass es uns allen nicht helfen würde, wenn wir nun, nach Jahrzehnter langer Publikation von Frauen verachtenden Pornos, plötzlich einfach nur Pornos aus dem Internet verbannen würden. Das würde nämlich nur eines bewirken: jede Menge Leute würden nur diese Frauen verachtenden Pornos in Erinnerung haben.

