11 Euro monatlich dafür zu zahlen, dass man etwas twittert und dafür dann zum nächsten Vorstellungsgespräch erst garnicht eingeladen wird, eine plötzliche Jobabsage oder eine plötzliche Kündigung bekommt …?
Mal ne generelle Frage: läuft da nicht etwas gewaltig schief ?
Die Antwort: YUP !! Es läuft verdammte Scheisse eine Menge schief! Und zwar in unserem Verständnis der Meinungsfreiheit.
Seine persönliche Meinung öffentlich zu vertreten, ist der Grundpfeiler einer Demokratie! Demokratie kann in einer Welt nicht bestehen, wenn wir als Gesellschaft nicht fähig sind andere Meinungen auszuhalten. Und wenn der Chef wegen Tweets kündigt oder nicht einstellt, dann ist das so ein Fall.
Aber was läuft denn heute schief ?
Nun ja, es gibt nicht erst seit neuestem AI (und man bedenke, dass der Esel IA macht), eine verdeckte Führungsmaschine, die alle schwachen organischen Führungskräfte schnell unterbuttert!!! Und das ist, tataaaa: Excel !! Excel Sheets, die ohne jeglichen Zwischenraum, punktgenau, haarklein ausrechnen wie viel etwas kosten darf oder wie viel man einnehmen muss. Versteht mich richtig. Ich finde Excel auch geil. Wenn ich was mit Excel anfange, kann ich tagelang an meinem Excelprojekt hängen und mir wird nicht langweilig. Und wenn dieses wundervolle Excel-Sheet fertig ist, dann ist es fast wie ein Orgasmus. Dieses Vollkommene! Dieses Ideale! Dieses Perfekte!!!!

Ja, die Zahlen sprechen mit mir! (lol! Das hat meine Rechnungswesen Dozentin auch immer gesagt.) Auf der Excel Sheet sieht alles so verdammt perfekt aus. Und der Erschaffer, die Erschafferin ist vollkommen überzeugt, dass es genau so in den nächsten mindestens drei Monaten funktionieren wird!
Dieses Excel Sheet. Dieses geheiligte virtuelle Etwas, dass zu mir spricht, sagt mir nicht nur wie viel ich von etwas bekommen werde… Nein! Es sagt auch indirekt welche Arbeitskraft ich brauche. YUP! Die Zahlen werden vom Excel-Sheet in Word konvertiert. Und da kommt er. Der nächste Gott der Wirtschaftswelt: Word! Word sagt dir, basierend auf den Excel-Zahlen, welche Arbeitskraft du brauchst um Dein Excel-Sheet-Ziel zu erreichen.
Ja, ich verstehe das. Tatsächlich. Ich verstehe das. Als Führungskraft, also als Kopf einer Organisation hast Du niemanden, der dir sagt, was Du tun musst. Du brauchst andere Quellen, die Dir die Richtung zeigen. Du brauchst ein Ziel und Du brauchst eine Methode, die Dir ermöglicht dieses Ziel zu erreichen. Im Fachjargon Führungsinstrument genannt.
Aber, sind Excel und Word Führungsinstrumente ? Funfrage. Nein, sind sie nicht. Sie sind, wenn überhaupt, Hilfsmittel. Aber keine Führungsinstrumente! Allerdings gibts da ein paar selbsternannte Experten, die sich Consultant schimpfen und so einen BULLSHIT erzählen! Oder Selbstständige / UnternehmerInnen, die dem Excel-Sheet-Virus verfallen sind und darin ihre Erfolgsstrategie sehen und diese an die übrigen Schaafe für nur 599,00 € in einem Online Workshop, übers Wochenende infiltrieren, bis sie fast eckige Augen von der vielen Computer-Orgie haben.
Versteht mich richtig. Excel und Word, Outlook und Powerpoint sind tolle Werkzeuge. Aber sie sind keine Führungsinstrumente! Das heißt, wenn Du dich als Chef nur auf deine Excel verlässt, bist Du am Ende verlassen. Und ehe Du dich umgucken kannst, fehlen Dir die Leute und Du hast keinen blassen Schimmer wie das so weit kommen konnte.
Um Meinungsfreiheit leben zu können, brauchen wir Lebemenschen und keine Excel-Schubsen. Jeder von uns bildet sich jeden Tag mindestens eine Meinung. Und das ist wichtig für uns alle. Nur so können wir im Ganzen zusammenleben. Wenn wir irgendwann unsere Meinung nicht mehr bilden und vertreten dürfen, dann wird früher oder später keiner und keine von uns mehr in einer Gesellschaft leben wollen. Dann wird sich keiner mehr wohlfühlen, wenn er oder sie unter Menschen ist. Allerdings ist der Wohlfühlfaktor ein maßgebender Grund um eine Gesellschaft oder bzw. und Prganisation aufrecht zu erhalten.
Personaler oder Recruiter sind natürlich dem Excel-Sheet unterworfen. Der Chef überträgt einfach 1:1 die Excel-Vorgaben auf seine Recruiter ( Hände über den Kopf schlagend) Sie wählen die zukünftigen Mitarbeiter so aus, wie der Chef das haben will. Und sie halten sich auch daran. Deshalb geht in diesem Auswahlprozess schon jede Menge Potential für das Unternehmen und für die Region, dem vom Unternehmen erschlossenen Arbeitsmarkt, verloren. Eben weil Unternehmen, auch aufgrund ihrer Excel-Hörigkeit, nicht mehr in der Lage sind, Menschen als ihre Mitarbeiter zu recruitieren. Sie haben einfach keinen blassen Schimmer. Hinzu kommt, dass natürlich auch das Excel-Sheet dem Chef diktiert, wie viel er für einen Mitarbeiter ausgeben darf. Nicht weniger, nicht mehr.
Und so kommt es, dass wir auf der einen Seite jede Menge Menschen haben, die über mehrere Ausbildungen verfügen, aber auf der anderen Seite, komischerweise Unternehmen haben, die über Fachkräftemangel klagen.

Twitter, Facebook, Instagram und alle anderen Social Medias funktionieren dann sehr gut darin, einen Grund zu finden, um dem Mitarbeiter oder dem potenziellen Mitarbeiter eine Abfuhr zu geben. Das ist quasi ein Mundtod-Machen-Mechanismus. Konfrontiere Menschen mit ihrem eigenen Social Media Account und drehe das ganze so rum, dass der Mensch sich nachher vielleicht sogar schämt, weiter auf Social Media zu posten. Obwohl überhaupt keine Nacktbilder oder sonstige vulgären Ausdrucksformen (die ich persönlich manchmal anwende B) ) darin zu finden sind, wird es dem Menschen als negativ ausgelegt. Das, meine Damen und Herren, ist eine höchst manipulative Weise, die täglich auf dem Arbeitsmarkt stattfindet, die wir als Gesellschaft auf keinen Fall hinnehmen dürfen. Und noch weniger dürfen wir sie als unwichtig deklarieren. Wenn wir Transformation wollen und wenn wir die TECH-Szene als Vorreiter für Innovation ansehen, dann müssen wir mit unserer Digitalen Sozialkompetenz Mühe geben. Und zwar JETZT
Denn auch wenn in unseren Gesetzen steht, dass diese Handlungsweise verboten und schädlich für unsere Demokratie ist, wird sie trotzdem zuhauf angewendet. Sieht ja auch keiner. Denn Einstellungsgespräche, Mitarbeitergespräche werden meistens hinter verschlossenen Türen durchgeführt.
Versteht mich richtig. Ich bin für die Chefs und damit bin ich auch für die Menschen als Mitarbeiter. Ich bin für eine funktionierende Organisation, die sich überhaupt aus Menschen bildet. Wir erleben aktuell eine Zeit, in der wir alle der Wirkungsweise des Internets und der Digitalisierung ausgesetzt sind und noch nicht so wirklich alles begriffen haben, was da vor sich geht.
Was uns hilft ist das Besinnen auf die guten alten Gesetze und auf die Wiedererschließung, warum und wofür wir diese Gesetze haben.
Wir wollen Demokratie oder nicht?
Wofür arbeiten wir ? Für den Aktienkurs oder dafür, dass wir in Frieden leben und dafür, dass es uns gut geht ? Dafür, dass wir weiterkommen, uns weiterentwickeln, vorwärts kommen = also das neue PROFIT

Die TECHNIK ist das EINE. Unseren Umgang mit dessen Wirkungen das andere.
Wir leiden nicht an Fachkräftemangel.
Wir leiden an Sozialkompetenzmangel. Am fehlenden Willen in den Menschen zu investieren.
Ich finde Twitter und Co. super und ich arbeite damit nun schon ne ganze Weile.
Transformation, JETZT !

