Hätte man mir damals, in 2013, gesagt, dass ich mich einmal so tief in die Frauenrechts-Themen reinwühlen würde, ich hätte denjenigen für verrückt erklärt. Denn für mich war klar, dass unsere Grundgesetze gelten.
Ich bin eine deutsche Mitbürgerin, ich zahle Steuern, bin zur Schule gegangen, habe Ausbildungen gemacht und will arbeiten. Ich bin eine Frau und welche sexuellen Vorlieben ich habe, mit wem und mit wie vielen ich Sex habe, ob ich in Swinger Clubs die Sau rauslassen wollte oder ob ich Gangbangs machen wollen würde…. das ist mein persönliches Ding. Darüber hat niemand irgendeine Bewertungsgewalt, noch darf mir jemand deshalb verbieten zu arbeiten oder zu lernen oder mich sonst irgendwie zu diskriminieren. Es ist mein Recht und meine Freiheit. Und nicht nur das. Es ist eine der Errungenschaften, die wir mit der Demokratie haben. Die sexuelle Selbstbestimmung ist wichtig und sie ist auch gleichzeitig das Feld in unserer Gesellschaft, welches wir, jeder und jede für sich, erforschen zu haben.
Ich sage immer, wer sich noch nie selbst befriedigt und noch nie den Bereich zwischen seinen eigenen Beinen begutachtet hat, dem oder der fehlt etwas fürs Leben. Selbsterfahrung. Die Auseinandersetzung mit sich selbst und mit der eigenen Sexualität. Warum ist das eigentlich immernoch so ein großes Problem, Leute? Achtung: mit „Auseinandersetzen“ meine ich die gedankliche Auseinandersetzung. Das erforschen der eigenen Neigung, des eigenen Körpers. Zum Schönheitschirurgen zu gehen oder sich direkt in das andere Geschlecht umwandeln zu wollen ist schlichtweg nicht das, was ich meine.
Das Jahr 2013 war für mich ein Jahr der Ausführung. Ich habe meinen Lebensgefährten verlassen und habe eine neue Ausbildung begonnen. Nebenbei war ich vor der Aufgabe gestellt einen Anwalt zu finden, um meine Persönlichkeitsrechte zu verteidigen und durchzusetzen.
Ich habe seit 2013 so einiges erlebt, dass mich in meinem Vertrauen in die Anwaltschaft und in die Deutsche Justiz schwer erschüttert hat und mich ernüchterte bis ich schließlich im Jahr 2019 die Notwendigkeit einsehen musste, mich mit dem Thema der Frauenrechte auseinander zusetzen.
Wie ist es als Frau in einer Demokratie zu leben?
Es ist Kampf. Demokratie zu halten ist, verdammte Scheisse, Kampf. Und als Frau ist es ein anderer Kampf als es für einen Mann ist.
Die Gegebenheiten in meinem Leben richteten also nun meine Aufmerksamkeit in Richtung Frauenrechte und somit auf all die Themen, die dieses Gebiet betreffen: Feminismus, Persönlichkeitsrechtsverletzungen durch Pornografie, das Nordische Modell, Menschenhandel, Häusliche Gewalt, Kindesmissbrauch, schwarze Pädagogik, Generationen übergreifende Verletzungen und schließlich auch Krieg, Mafiastrukturen, Cybercrime, Prostitution, Frauenhass, Unterdrückung weiblicher Arbeitskräfte, Führungskräfte und so weiter.

Sich intensiv mit all diesen Bereichen zu beschäftigen, ist mental anstrengend. Wie lernt man am Besten und am Schnellsten? Indem Du dich mit allem, Zeit, Aufmerksamkeit, Menschen, Diskussionen, eben mit allem, was Du kannst, ins Thema eingräbst. Das tat ich. Und dabei ist mir ein Thema ganz besonders aufgefallen.
Die Denkweise der Eindimensionalität, die unweigerlich zur Polarisierung führt. Und Polarisierung führt zu Ausnahmezuständen wie Krieg der zur Diktatur führt. Als Antagonisten zur Polarisierung sehe ich die vollkommene Unstrukturiertheit, die zu dauerndem Chaos führt.
Es ist also auch in diesem Bereich unseres Daseins, als Mensch, die Balance, die uns das Glück bringt. Frieden: Ein Zustand der Menschheit, der uns befähigt, weiterzudenken, forwärts zu gehen, zu erforschen, zu entdecken, in andere Welten zu reisen.
Eindimensionalität ist, wenn man es nicht schafft, sein Thema aus mehreren Sichtweisen zu beleuchten und diese auch konsequent in seinem Tun zu berücksichtigen. Ich würde sagen es ist eine Kompetenz, die mal die meisten Demokraten hatten. Denn Demokratie ist mehrdimensional und es erfordert nicht nur Weitsicht, sondern eben auch diese Mehrsicht, auch wenn man sich im Kern einem bestimmten Bereich widmet.
Frauenrechtsorganisationen sind Zusammenschlüsse von Menschen, die aus der Sicht der Frau die Einhaltung von Menschenrechten beleuchten und bearbeiten. Und ja, diese Organisationen sind nötig und wahrscheinlich auch mit einer der treibenden Kräfte in unserer Gesellschaft, die für das Wiederauffrischen der Demokratie sorgen.
Hier kommt immer wieder Matriachat und Patriachat zur Sprache.
Warum gibt es Patriachat und Matriachat und warum kann man diese beiden Pole nicht getrennt voneinander betrachten?

Die Antwort ist, dass das Eine ohne das Andere garnicht existieren würde. Beide bilden die Aussenkante, beide bilden den äußersten Rand, beide bilden das Gefäß. Den Lebensraum, den keiner sieht, aber vielleicht spürt. Beide bilden die Zugkräfte der Demokratie. Als Gesellschaftsgeist.
In einigen Diskussionen fällt mir auf, dass oft Begriffe verwendet werden, bei denen ich mir nicht sicher sein kann, ob auch alle das Gleiche darunter verstehen.
Was ist denn nun ein Matriachat und was ein Patriachat? Oder lasst uns doch direkter werden. Wie kann man diese beiden Richtungen messen?
Wann können wir nicht nur sagen, dass wir in einem Patriachat leben, sondern wie können wir auch Fakten präsentieren?
Wie können wir darstellen, an welchen Schnittstellen in unserer Gesellschaft etwas nicht demokratisch läuft? Denn „demokratisch“ bedeutet, dass Matriachat und Patriachat relativ im Einklang sind. Das bedeutet auch, das beide Seiten zum Streiten fähig sind.
Denn Demokratie ist auch die Symbiose aus Matriachat und Patriachat. Mal ist die eine, mal die andere Richtung dominant. Aber niemals so dominant, dass es antidemokratische Auswirkungen hat.
Es geht ums Zusammenleben. Wir Menschen sind darauf ausgelegt zusammen zu leben. Nun.
Wie managen wir uns selbst?
Liebe Grüße
Bianca Marx

